Einen faszinierenden Besuch bekamen die Klassen 8CR, 7C und 7M mit ihren Geschichtelehrern Herrn MMMag. Florian Kaiser, Frau Mag. Gertrud Krenn und Frau Mag. Silvia Krumpholz-Pichler am Mittwoch, dem 21. 3. 2018, in ihrer Geschichtsstunde. Dank der Vermittlung von Frau Mag. Doris Reiser und mit der Unterstützung des Absolventenvereins unserer Schule war es möglich, Herrn Prof. Kurt Rosenkranz an unsere Schule einzuladen.

Prof. Rosenkranz (* 2. August 1927 in Wien) erzählte äußerst schwungvoll und mitreißend den Jugendlichen in zwei Einheiten zu je zwei Unterrichtsstunden, wie er als jüdischer Bub den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 erlebt sowie die Zeit während des Zweiten Weltkriegs zuerst in Lettland und schließlich in der Sowjetunion als Gefangener durchgestanden hatte.

Während fast seine gesamte Familie, die großteils in Polen beheimatet war, in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten zu Tode kam, konnten seine Eltern, sein Bruder und er selbst über Berlin nach Riga fliehen. Dort konnte er innerhalb der kommunistischen Jugendorganisation als Parteifunktionär Karriere machen, ehe er mit seiner Familie nach Ausbruch des Kriegs als feindliche Deutsche im Juni 1941 nach Nowosibirsk gebracht wurde. Nach einem Jahr in einem Lager, in dem die Verdammung zu völliger Untätigkeit die Gefangenen zu enormer Aggression geführt hatte, wurde er in Kasachstan in ein Arbeitslager gesteckt, wo er ab 1944 endlich wieder unterrichtet werden konnte. Ende 1946 durften er und seine Familie wieder nach Österreich zurückkehren, doch wurde ihnen die Einreise an der slowakisch-österreichischen Grenze drei Tage lang vorerst verwehrt. Nach seiner Rückkehr nach Wien belastete ihn das Heuchlertum der österreichischen Bevölkerung, ehe er sich dazu durchringen konnte, seinen Hass abzulegen und den Neubeginn zu wagen. Prof. Rosenkranz konnte schließlich die Matura ablegen und studieren, und er betrieb wie schon sein Vater zuvor eine kleine Schuhfabrik.

Vor 39 Jahren hatte er ein Gotteserlebnis, woraufhin er das Jüdische Institut für Erwachsenenbildung gründete, das als einziges Institut weltweit auch Nichtjuden offensteht und sich sogar gerade an Nichtjuden wendet. Sein Credo: „Man kennt uns nicht, deswegen lehnt man uns ab“, führte dazu, dass er mit seiner Arbeit dazu beitragen wollte, Verständnis für das Judentum zu erlangen. Prof. Rosenkranz steht nämlich auf dem Sandpunkt: „Nur wenn man einen nicht kennt, vernichtet man ihn.“ Im Rahmen seiner Tätigkeit rief er auch jiddische Theater- und Filmwochen ins Leben.

Prof. Rosenkranz bezeichnet sich selbst „Narr“, aber auch als „Gottesliebling“, der durch seine Gotteserfahrung und das daraus resultierende Engagement viel zur Verständigung zwischen Juden und Nichtjuden beigetragen hat. Für seine Verdienste wurde ihm der Titel Professor verliehen; die Ehrung durch die Bundesregierung, die ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst im Jahr 2000 verleihen wollte, nahm er aber nur mit Vorbehalt an. Erst als der Bundespräsident persönlich die Ehrenurkunde unterschrieb, war Prof. Rosenkranz bereit, die Ehrung entgegenzunehmen. 2010 folgte das Goldene Ehrenzeichen des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs.

Auch wenn es für uns Nachgeborene unmöglich ist, das gesamte Grauen, das die Verfolgten des Nationalsozialismus erdulden mussten, zu erfassen, so dienen doch Vorträge wie diese dazu, uns das menschliche Leid, das jene Zeit und der mit ihr verbundene menschenverachtende Wahnsinn mit sich gebracht hat, ein wenig besser zu erahnen.

Wir danken daher unserem Besucher, Herrn Prof. Rosenkranz, ganz herzlich für sein Kommen, für seinen spannenden Vortrag und die Beantwortung unserer Fragen, aber auch dem Absolventenverein und Frau Mag. Doris Reiser möchten wir unseren Dank aussprechen.

Text und Fotoshow von Mag. Silvia Krumpholz-Pichler

Wer nähere Informationen zu Prof. Rosenkranz nachlesen möchte, dem empfehlen wir das folgende Interview unter:

http://www.centropa.org/de/biography/kurt-rosenkranz